Flashback: Ein Blick ins All, heute vor zehn Jahren

Der 7. Januar 2025 war für mich ein ganz besonderer Tag, denn mein damaliger Kollege Martin Holland und ich hatten eine Verabredung mit Alexander Gerst. Der war im November des vorangegangenen Jahres nach 165 Tagen im All wieder auf die Erde zurückgekehrt und hatte seitdem einen vollen Terminkalender – denn natürlich waren wir nicht die einzigen Journalisten, die ihn unbedingt interviewen wollten.

Das Transkript (eines Teils) unseres Gesprächs war dann in der Make-Ausgabe 1/15 zu lesen. Dies war die erste Ausgabe des Magazins nach dem Namenswechsel von c’t Hacks zu Make, bei der nur der neue Name darüber stand; außerdem war die gesamte Gestaltung des Hefts frisch überarbeitet worden. Das Layout des Gerst-Interviews reizte deren Rahmen ziemlich aus, war in meinen Augen ziemlich gelungen und deshalb bin ich froh, dass man sich den Artikel als PDF kostenlos herunterladen kann. Alternativ gibt es das Interview auch online; dazu den zweiten Teil, der damals nicht bei Make, sondern unter der Marke c’t beziehungsweise heise online erschien.

Das Interview fand standesgemäß im Astronautenzentrum der ESA in Köln-Porz statt, das wir vor und nach unserem etwa einstündigen Gespräch noch ausführlich besichtigen konnten, ebenso die Anlagen des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf demselben Gelände – die Eindrücke davon hat Martin Holland in einem weiteren Online-Artikel und einer Bilderstrecke festgehalten.

Gagarin in Bronze

Ein wenig überrascht war ich seinzerzeit schon, auf dem weitläufigen Areal auf eine Büste des sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin zu stoßen. Weil damals 3D-Scan mittels Photogrammetrie eines der Themen war, mit denen ich mich für Make beschäftigte, habe ich die kurze Wartezeit genutzt, die Büste einmal umkreist und davon eine Video mit dem Smartphone gedreht, aus dem ich dann später eine Serie von Standbildern exportiert habe, die ich dann in die längst nicht mehr verfügbare Gratis-App 123D Catch von Autodesk einfütterte. Das Ergebnis war mäßig, aber damals fühlte es sich wie Science-Fiction an, dass man jetzt im Vorbeigehen mit seinem Telefon die Form eines Objekts in 3D einfangen kann …

Später wurden die kostenlosen Photogrammetrie-Apps besser und ich benutzte den alten Gagarin-Bildersatz für den direkten Vergleich. Mit Trnio funktionierte die 3D-Rekonstruktion ein paar Jahre später gleich viel besser, vor allem, wenn man sich aus der Fotoserie gleich noch eine Oberflächentextur erstellen ließ:

Dem ersten Menschen im Weltall in Köln ein Denkmal zu setzen, hätte vor 1990 sicher für weltanschauliche Diskussionen gesorgt, denn der war schließlich ein Vorzeige-Held der Sowjetunion. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs im Astronautenzentrum war die Zusammenarbeit mit Russland in der Raumfahrt und besonders auf der ISS allerdings schon so etwas wie Routine, allen massiven politischen Konflikten auf der Erde zum Trotz. Und die waren damals schon unübersehbar – zur Erinnerung: Die Annektion der Krim durch Russland war da noch nicht mal ein Jahr her.

Doch Kooperationen im All hat es sogar schon zu den Hochzeiten Zeiten des kalten Kriegs gegeben, darauf machte mich meine Frau gerade aufmerksam: Beim sogenannten Apollo-Sojus-Test-Projekt kam es 1975 zum Rendezvous zwischen einer sowjetischen und einer US-amerikanischen Raumkapsel sowie deren Besatzungen in rund 200 Kilomentern über Grund. Allerdings wurde diese Kooperation nicht fortgesetzt, solange die UdSSR existierte und für die Amerikanern war dies bis zum Start des Shuttle-Programms erst mal die letzte bemannte Raumfahrtmission.

Zurück in der Realität

Das Datum unseres Treffens mit Alexander Gerst und unseres Besuchs im Astronautenzentrum bleibt mir allerdings aus einem ganz anderen Grund dauerhaft präsent: Als wir nach unserem Besuch an der Haltestelle am Tor zum ESA- und DLR-Gelände auf den Bus warteten, war ich so voller Eindrücke und müde von diesem ereignisreichen Tag und starrte nur noch Löcher in die Luft (oder besser: das All über unseren Köpfen). Der Kollege Martin Holland, ganz Nachrichtenredakteur, warf einen Blick in sein Smartphone – und fand dort vage, aber sehr beunruhigenden Nachrichten: Etwa schlimmes war in Paris passiert, genaues war noch nicht zu erfahren. Das stellte sich dann kurz darauf heraus und es ist heute ebenfalls zehn Jahre her: Der islamistisch motivierte Terroranschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo.