InkTober: 31 Zeichnungen in 31 Tagen

In diesem Jahr habe ich erstmals beim Internet-Zeichenprojekt namens „InkTober“ mitgemacht. Das Kunstwort InkTober umfasst eigentlich schon alles, um was es geht: Wer Lust hat, zeichnet an jedem Tag im Oktober etwas mit Tusche (englisch: ink) und veröffentlicht es im Internet, im sozialen Netzwerk der Wahl, versehen mit dem Schlagwort #inktober oder #inktober2016 für die Aktion dieses Jahres.

Erfunden hat den InkTober der US-amerikanische Comiczeichner und Bilderbuchillustrator Jake Parker. Im Jahr 2009 wollte er seine zeichnerischen Fähigkeiten verbessern und stellte sich als Fingerübung selbst die Aufgabe, einen Monat lang jeden Tag eine Zeichnung zu machen. So wurde für ihn der Oktober 2009 zum InkTober – dem Tuschemonat. Diese Idee war ansteckend und inzwischen  beteiligen sich jedes Jahr viele tausend Zeichnerinnen und Zeichner am InkTober.

Meine täglichen Zeichnungen habe ich bei Instagram veröffentlicht – nicht an jedem Tag genau eine, aber immerhin alle innerhalb des vergangenen Oktobers. Hier gibt es sie aber noch mal in einer Übersicht:

Im Lauf der Tage und der Zeichnungen ist viel bei mir passiert – sowohl gestalterisch als auch technisch. Ein paar ausgewählte Aspekte davon will ich in den folgenden Blogposts beschreiben, die hoffentlich in den nächsten Tagen oder Wochen fertig werden.

Aufs Stichwort

Eigentlich gibt es für den InkTober keine weiteren Vorgaben, als jeden Tag zu zeichnen und die Ergebnisse im Netz zu veröffentlichen. Diese große Freiheit macht die Aufgabe aber noch anspruchsvoller, denn man braucht ja für jeden Tag auch eine neue Bildidee. Als Hilfe gibt es deshalb eine offizielle Stichwortliste von Jake Parker, an die ich mich nach anfänglichem Zögern dann doch gehalten habe (weshalb meine oben gezeigten Zeichnungen allsamt englische Titel tragen).

Eine einzige Ausnahme ist Bild Nummer 17: Eine Schlacht (Battle) konnte und wollte ich partout nicht zeichnen. Stattdessen habe ich für diesen Tag auf eine Zeichnung vom Wochenende zuvor zurückgegriffen, als ich zum ersten mal bei einem Treffen der Urban-Sketcher-Gruppe in Hannover dabei war.

Große Bandbreite

Seit Jake Parker im Jahr 2009 den ersten InkTober ausgerufen hat, haben sich weltweit immer mehr Zeichnerinnen und Zeichner der Aktion angeschlossen. Schon wenige Tage nach dem Start des InkTober 2016 meldete Parker, dass bereits über hunderttausend Beiträge auf den verschiedenen Plattformen veröffentlich worden wären.

Die Bandbreite ist dabei immens, sowohl was die Themen und Techniken, aber auch was den Anspruch und die Virtuosität angeht: Es beteiligen sich ebenso echte Zeichenanfänger wie jahrelang trainierte Hobbykünstlerinnen, aber auch etliche Profis aus dem grafischen Gewerbe am InkTober. Manche liefern brav und pünktlich täglich je eine Zeichnung ab, andere steuern im Lauf des InkTober nur zwei, drei Bilder in loser Folge bei. Viele produzieren ein recht homogenes Konvolut, zeichnen zum Beispiel einen Monat lang jeden Morgen die Fahrgäste, die mit ihnen zusammen im Bus sitzen. Andere widmen ihren gesamten InkTober sogar einem einzigen, zusammenhängendem Werk, wie Dani Diez, der den ganzen Monat über an einem Leporello arbeitete:

His Master’s Stroke

Auch wer sich an die Stichwortliste hält (sei es die offizielle von Jake Parker oder eine der vielen alternativen Begriffssammlungen, die parallel im Netz kursieren), kann damit dennoch sein ganz eigenes Thema kombinieren. So illustrierte etwa Brian Kesinger die Tagesthemen aus der Liste mit jeweils einem seiner Comic-Drachen, an denen ich als Betrachter viel Spaß hatte (und von denen sich ein entfernter Cousin dann am Tag 29 auch in eine meiner Zeichnungen mogelte):

Auch Jake Parker hat die 31 Begriffe seiner eigenen Stichwortliste mit selbst geschaffenen Protagonisten durchgespielt. Für eine Hauptfigur seines Buchs „Little Bot and Sparrow“ hat er sich eine Reihe neuer Situationen und Szenen ausgedacht und zu Papier gebracht. Manche von Parkers InkTober-Zeichnungen dieses Jahres scheinen direkt aufeinander zu folgen, ein durchgehender roter Faden fehlt allerdings. Deshalb nehme ich es dem Zeichner durchaus ab, wenn er auf Nachfrage versichert, dass er keine fertige Geschichte vorab im Kopf gehabt hat, als er seine Schlagwörter zusammengestellt hat.

Dass er auch seinen möglichen Vorsprung nicht ausgenutzt und heimlich vorgearbeitet hat, sieht man etwa auch an seinem Kommentar zur Zeichung vom 16. Oktober:

Ich finde es sehr sympathisch, dass der InkTober auch für Jake Parker selbst offenbar immer noch eine Herausforderung ist. Dass er während dieses Monats auch mal um und mit Ideen ringt, dass ihm die Zeit davonläuft. Und dass er insgesamt seine Zeichenaktion keineswegs als minutiös vorab durchgeplantes Marketing-Event für seine Bücher herunterspult, wie man vielleicht argwöhnen könnte, sondern wie alle anderen Mitzeichnerinnen und Mitzeichner das Risiko des Scheiterns nicht scheut – mit jedem Tag und jeder Zeichnung aufs neue.

Flying Circuits – warum eigentlich?

Hinweis: Dieser Beitrag wurde geschrieben, als dieses Blog noch Flying Circuits hieß und unter folgendem Headerbild erschien:

Als ich Kind war, bekam mein Vater mal ein Buch geschenkt, das Der fliegende Zirkus der Physik hieß. Auf dem gezeichneten Cover war ein ziemlich fusseliger Pilot zu sehen, der ein reichlich handgestrickt wirkendes Flugobjekt offenbar souverän in der Luft hält – sicher unter geschickter Ausnutzung allerlei physikalischer Phänomene, die das Buch erklärte. (Das Buch gibt es bis heute zu kaufen, das Cover sieht inzwischen allerdings anders aus.)

Dass man eine bunte Zusammenstellung unterhaltsamer Dinge als Fliegenden Zirkus bezeichnen kann, hat sich damals bei mir festgesetzt. Und als ich Jahre später auch noch Monty Python’s Flying Circus entdeckte, bestätigte sich das nochmals.

Flying Circuit

Wieder viel später suchte ich einen Namen für ein geplantes Blog, das sich auf bunte Weise mit Technik beschäftigen sollte. Inzwischen war ich Informatiker und Journalist geworden, arbeitete bei der Computerzeitschift c’t, und dachte deshalb beim Stichwort Technik auch an Elektronik. Die fasziniert mich, auch wenn (oder gerade weil) sie bis heute alles andere als meine Kernkompetenz ist. Liest man im Internet viel über Elektronik, taucht dabei gehäuft der Begriff circuit auf, englisch für Schaltkreis. Und irgendwann fiel der Groschen: Fügt man in einen Flying Circus zwei zusätzliche Buchstaben ein, werden daraus Flying Circuits, also fliegende Schaltkreise, was ziemlich genau die hochfliegende Vision beschreibt, die ich für mein Blog hatte. Die steckt heute noch im – inzwischen eher ironischen – Motto: „Irgendwann baue ich Vakuumluftschiffe, analoge Synthesizer und Radiermaschinen.“

Doppeldeutig

Ja, Englisch ist für mich eine echte Fremdsprache. Ich verstehe zwar ziemlich viel, aber manches eben doch nicht in allen Facetten. So fiel mir auch erst viel später beim Googlen auf, dass Flying Circuits im Englischen nicht in erster Linie ein Wortspiel ist, sondern eine ganz klare Bedeutung hat: Damit bezeichnet man Rundkurse, die ein Flugzeug fliegt, etwa bei der Pilotenausbildung zum Üben von Start und Landung, aber auch die Warteschleifen bis zur Landeerlaubnis, die eine Verkehrsmaschine über einem verkehrsreichen Flughafen dreht.

Ehrlich gesagt: Inzwischen gefällt mir diese zweite Bedeutung sehr gut. Denn wie das Motto dieses Blogs schon betont, baue ich die Vakuumluftschiffe, analogen Synthesizer und Radiermaschinen ja erst irgendwann – und bis dahin lasse ich mich von allem möglichen ablenken, was mich interessiert und was im weitesten Sinne mit Technik, Geschichte und Ästhetik zu tun hat. Ich ziehe auch in diesem Blog viele gewundene Warteschleifen – der Treibstoff kann mir dabei ja glücklicherweise nicht ausgehen.

Flying Circus, mal wörtlich genommen


Fußnote: Die englische Wikipedia definiert einen Flying Circus auf der Begriffsklärungsseite als Truppe von Barnstormers. Solche Scheunenstürmer zogen in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg mit ihren Flugzeugen, die aus der Rüstungsproduktion übriggeblieben waren, als Schausteller der Lüfte durch die ländlichen Gegenden in den USA. Sie boten Rundflüge an, veranstalteten aber auch Flugshows mit spektakulären Vorführungen, bei denen sie etwa durch Scheunen flogen – daher ihre Bezeichnung. Wer gerne mal selbst ausprobieren will, wie sich das anfühlt: Im Flight Simulator 2004 von Microsoft gibt es ein passendes Szenario, zu absolvieren mit einer etwas zurückhaltend motorisierten Curtiss JN-4 „Jenny“.

Eigentlich ist der Begriff Flying Circus aber noch ein paar Jahre älter und stammt direkt aus dem ersten Weltkrieg, was ihm einen bitteren Beigeschmack verleiht, jedenfalls für einen Pazifisten wie mich. Im Jahr 1917 wurde rund um den Jagdflieger Manfred von Richthofen ein Elite-Geschwader gebildet, das in Zelten kampierte und samt Flugzeugen, Sack und Pack per Lastwagen von Einsatzort zu Einsatzort gekarrt wurde wie ein Wanderzirkus. Außerdem waren die Flugzeuge der Truppe knallbunt bemalt, sah eher nach Schaustellerei als nach Militär aus – man setzte bewusst auf Warnfarben statt auf die sonst üblichen Tarnfarben. Beides zusammen brachte dem Geschwader bei den Briten den Namen Richthofen’s Flying Circus ein. Ich hoffe allerdings, dass es den meisten heutzutage geht wie mir: Dass sie bei Flying Circus eher an John Cleese & Co. als an den Roten Baron denken.

Mehr Bilder fürs Netz – und ganz legal

Na, das ist mal ein Ding: Die Getty Collection stellt Bloggern ihre Bilder zum Einbetten zur Verfügung – und zwar kostenlos. Jedenfalls für nicht kommerzielle Zwecke (bei aller Unschärfe dieses Begriffs).

ABER (1): Diese Regelung gilt nicht für alle Bilder aus der Sammlung, sondern nur für bestimmte.

ABER (2): Getty Images behält sich vor, die Darstellungen jederzeit zu entfernen. Das geht, weil man die Bilder nicht herunterladen und auf seinem eigenen Speicher zwischenpuffern kann, sondern nur über einen Codeschnipsel einbindet.

ABER (3): Getty kann und darf laut Nutzungsbedingungen (über den eingebetteten Code) auch Daten sammeln und Werbung einblenden.

ABER (4): Die spezielle Suche für Bilder zum Einbetten liefert auch manche Treffer, für die es gar keinen entsprechenden Code gibt. Sein Blog-Post mit einem passenden Bild zu illustrieren, kann also etwas Aufwand bedeuten.

Ich bin hin- und hergerissen: Einerseits besitzt Getty eine irrsinnige Sammlung an Fotos, gerade auch mit etlichen historischen Bildern, mit denen sich dickleibige und sehenswerte Bildbände über die Geschichte des Fotojournalismus füllen lassen. Die Vorstellung, all dieses Material (na gut – einen Teil davon) einfach so im redaktionellen Kontext benutzen zu können, ist schon toll. Doch da sind die oben ausgeführten ABER (1–4).

Ehrlich gesagt: Mich nervt zur Zeit (da von Werbung noch nichts zu sehen ist), das vierte ABER am meisten. Schon jetzt. Es hat eine halbe Stunde gedauert, bis ich endlich ein Bild als Beispiel gefunden habe, was in dieses Blog passt, was mir gefällt und was sich einbetten lässt. Hier ist es: Computerei so um 1950.

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Google Street View – mit Abstand betrachtet

Heute ist es genau drei Jahre her, dass Google Street View in Deutschland online gegangen ist. Ich war seinerzeit beruflich mit dem Thema befasst, habe regelmäßig online und in der c’t darüber berichtet und auch in zwei Editorials zur gesellschaftlichen Diskussion rund um Street View meine Meinung dazu gesagt: Vorab im Text „Fotowilderei“ [PDF], kurz nach dem Start in „Die Zweiteilung der Welt“ [PDF]. Ich gebe zu, dass mir seinerzeit die Diskussion um den Panoramadienst und am Ende auch das Thema selbst gehörig auf den Wecker ging. Damals habe ich Street View eigentlich nur im Browser geöffnet, um Screenshots davon für meine Artikel zu machen.

Heute benutze ich Street View viel öfter – als Archiv. Denn es ist erstaunlich, was sich in den wenigen Jahren seit Googles Kamerafahrten alles verändert hat: Häuser wurden abgerissen, Baulücken geschlossen, Gebäude renoviert, Bäume gefällt. In Hannover ist sogar ein kompletter Kreisverkehr samt Platz in der Mitte verschwunden: In Street View ist er noch da, auf der Karte bereits weg:

Wie sah das Lindener Rathaus noch mal vor dem Umbau aus? Was für ein Geschäft war früher dort, wo Sven jetzt seinen Radladen hat? Was stand für ein Gebäude an der Stelle der großen Baugrube in der Innenstadt? Kein Problem, Street View zeigt es. Falls die weltweit von Google geschossenen Panoramabilder auch in fünfzig oder hundert Jahren noch zugänglich sind, werden sie ein Schatz für HistorikerInnen und SozialwissenschaftlerInnen sein. Denn sie zeigen flächendeckend den Alltag auf der Straße, ganz mechanisch aufgenommen, ohne jeden Gestaltungswillen, ohne viel Auswahl, ohne dass ein Fotograf die scheinbar banalen, hässlichen und langweiligen Aufnahmen aussortiert hat. Ein paar skurrile Stellen hat zum Beispiel Peter Glaser in seinem alten Glaserei-Blog bei der Stuttgarter Zeitung versammelt (die aber leider inzwischen nicht mehr online sind). Es geht aber auch deutlich unspektakulärer: In Småland zum Beispiel kann man Dutzende von Kilometern am Rechner auf Landstraßen durch endlose Wälder fahren. Warum auch immer.

Eigentlich wollte ich ja …

… in diesem Blog kleine Bastelprojekte vorstellen. Leider ist in letzter Zeit nicht viel zusammengekommen (und aus dem, was man mit gutem Gewissen zeigen kann, sind meist Artikel für c’t oder Hardware Hacks geworden). mfds_135x120-ca861121167496f4Deshalb an dieser Stelle zwei Links auf zwei Projekte aus dem Jahr 2011, die als Anregung für den damals laufenden c’t-Wettbewerb „Mach flott den Schrott II“ dienten: